Stahl und Eisen – tief verwurzelt  in der Heimat Brandenburg

Stahl und Eisen – tief verwurzelt in der Heimat Brandenburg

Stahlkochen ist ein Handwerk, das aus der Geschichte der Stadt Brandenburg nicht wegzudenken ist. Zum Glück können wir dies unseren SchülerInnen aus der 8. Klasse im Rahmen des Chemieunterrichts wieder hautnah vermitteln: Raus aus der Schule und … rein ins Museum!

Moment mal: Museum und 8-Klässler? Das ist nicht immer eine Kombi, die gut aufgeht.

Dank zweier hervorragender Führungen aber schon. Das Industriemuseum aktualisierte und verjüngte das Programm durch super geschulte und engagierte junge Mitarbeiterinnen. So gab es für die Jungs und Mädels alle facts über das Stahlkochen in der alten Stahlstadt Brandenburg, fast so, als wäre es aus erster Hand.

Zu Beginn ein wenig Geschichte: Wie die Schülerinnen und Schüler der 8. Klassen des Bertolt-Brecht-Gymnasiums in Begleitung ihrer Chemielehrerin Frau Stachel erfuhren, wurde seit Beginn des 20. Jahrhunderts in der Stadt Stahl hergestellt. Die günstige Lage an Bundesstraße, Bahnschiene und Kanal war maßgeblich entscheidend für den gewählten Standort Brandenburg an der Havel.

Der eingesetzte Ausgangsstoff: Schrott. Eine perfekte Recycling-Anlage für diesen wertvollen Rohstoff, benannt nach ihren Entwicklern Siemens und Martin. Mit nur einem Haken: Ein einziger „Siemens-Martin-Ofen“ verbrauchte in einer Stunde so viel Heizöl, wie ein Mehrfamilienhaus im ganzen Jahr. Soll heißen: Die fehlende Wirtschaftlichkeit der insgesamt 12 Siemens-Martin-Öfen bedeutete unter kapitalistischen Vorzeichen das Aus für das gesamte Werk. Am 13. Dezember 1993 erfolgte der letzte Abstich.

Seitdem ist noch ein Siemens-Martin-Ofen zur Besichtigung erhalten, der einzige in Westeuropa! Glück gehabt, Brandenburg.

Fun-Fact am Rande: Ein Irrglaube vieler Brandenburger wird wahrscheinlich nie aus dem Weg geräumt werden: Der rote Himmel über Brandenburg war abends nicht vom gigantischen Schauspiel des Abstichs gefärbt, dieser fand ja in der überdachten Halle statt. Vielmehr stammt er vom Ergießen der heißglühenden Schlacke auf Freiflächen hinter dem Stahlwerk nach dem erfolgten Abstich.

Interessant: Einige der Mädchen und Jungen unserer 8. Klassen haben zum Stahlwerk eine besondere Beziehung. Ihre Großeltern arbeiteten ihr ganzes Leben hier. Sie erzählen in der Familie oft stolz und auch ein bisschen wehmütig von der Zeit damals, als die 12 Öfen noch rauchten…

Genau wie unsere beiden Ausstellungsführerinnen. Junge Menschen, die, Begeisterung versprühend, über die Arbeit im Werk berichten, sehr authentisch und gespickt mit flotten Anekdoten. Dabei brachten sie so manches Mal die Jungs und Mädchen zum Staunen: Männer und Frauen arbeiteten hier unter außergewöhnlich harten Bedingungen: Im Sommer herrschten oft 50 °C und mehr in der Nähe der Öfen, im Winter pfiffen hier Schnee und Wind durch die Halle und der Lärm war ohne Gehörschutz nicht zu ertragen. Ganz abgesehen vom unbequemen Schuhwerk, das die ArbeiterInnen aus Arbeitsschutzgründen tragen sollten.

Auch wieder im Programm: Alle SchülerInnen durften in der Gießhalle ausschwärmen und die alte „Kommandozentrale“ direkt am Ofen, die ehemaligen Meister-Büros, Aufenthaltsräume der Stahlkocher, das Labor und auch noch umherstehende Loks und Krane zur Beschickung der Öfen betreten und genauestens inspizieren. Dieses Angebot nutzen sie ausgiebig. Natürlich war Helmpflicht ☺.